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Validation bei Demenz: Der Mensch steht im Mittelpunkt


Die Grundausbildung von Pflegekräften sieht für das Thema “Umgang und Kommunikation mit Demenzkranken” oft nicht viel Zeit im Lehrplan vor. Das ist aus unserer Sicht ein großer Mangel, da gleichzeitig der Anteil an Menschen mit Demenz in unseren Häusern weiter zunimmt. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, eine unternehmenseinheitliche Fortbildung auf den Weg zu bringen. Im Juni 2023 haben 12 Pflegekräfte bei SERVIOR als erste Mitarbeiter der Gruppe erfolgreich die Fortbildung als “Validationsanweder nach Naomi Feil (Level 1)” abgeschlossen.

Validation ist eine besondere Technik, um einen empathischen, personenzentrierten Umgang mit desorientierten alten Menschen zu erreichen. Validieren heißt, den Betroffenen wertschätzend und respektvoll zu begegnen, um ihr Verhalten zu begreifen. Das Ziel ist es Würde wieder herzustellen, Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen und die Selbstbestimmung zu fördern. Dadurch kann man den betroffenen alten Menschen helfen, sowohl ihr Leben als auch ihr Lebensende selbstbestimmt zu gestalten.


Validation – was ist das überhaupt?

Für Kursleiterin Stephani Maser von der AVA Demenz gGmbH, die Validation seit 25 Jahren anwendet und seit über 12 Jahren zertifizierte Kurse als Validation-Teacher leitet, ist es eine zutiefst menschliche Methode, weil es darum geht, den Mensch als Menschen mit seinen Fähigkeiten und nicht mit seinen Defiziten zu sehen und zu begleiten. Ein wichtiger Punkt ist, außer dem direkten Kontakt mit den desorientierten älteren Menschen, die Arbeit mit den Angehörigen, da die Methode dazu beiträgt, die Bindung zwischen dem Menschen mit Demenz und seiner Familie, aber auch mit dem Pflegepersonal zu verbessern.


Der Einsatz lohnt sich

Über 9 Monate hinweg seit September 2022, haben sich die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer intensiv mit dem Thema beschäftigt. Insgesamt 12 Tage Kurs als Gruppe, praktische Anwendung und am Ende eine Fallarbeit benötigen sie zum erfolgreichen Abschluss, der für die Teilnehmer von Hedwig Neu, Validation-Master und Leiterin des Validationszentrums der Diakonissen Speyer, zertifiziert wurde. Der Kurs ist in mehrere Blöcke aufgeteilt. So folgen auf 2 Tage Unterricht 8 Wochen Praxis. Die Praxis wird auch auf Video festgehalten, um die Situation anschließend zu analysieren und zu reflektieren. Auch wenn dies manche Teilnehmer einige Überwindung gekostet hat, sind sich alle einig, dass die Fortbildung eine große Bereicherung ist und empfehlen sie wärmstens an ihre Kolleginnen und Kollegen.

So berichtet eine Teilnehmerin zum Beispiel davon, wie mit Personen, die bislang nur noch drei bis vier Wörter am Tag gesprochen haben, durch Anwendung der Validation ein mehrminütiges Gespräch zu Stande kam, das für den betroffenen Menschen, sie selbst und auch die Familie eine große Bereicherung war. Es zeigt nämlich nicht nur, dass dies mit der richtigen Herangehensweise noch möglich ist, sondern die Menschen können ihre Gefühle zeigen und erhalten Wertschätzung. Die Familien sind häufig von diesen wieder entdeckten Kommunikationsfähigkeiten ihrer Angehörigen überrascht, und werden dadurch darin bestärkt, dass ein Besuch in jedem Fall eine Bereicherung für alle ist.

Laut Kursleiterin Stephani Maser trägt die Methode der Validation auch zu einer größeren Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrem Beruf bei und sie arbeiten tendenziell länger im Pflegebereich und sind seltener von Burnout betroffen als andere Kollegen.


12 Absolventen sind erst der Anfang

SERVIOR hat sich für die Validation nach Naomi Feil entschieden, weil es eine international anerkannte und langjährig erprobte Methode ist und ein einheitliches Vorgehen trotz verschiedener Sprachen in der Gruppe ermöglicht. Die erste abgeschlossene Fortbildung war auf Deutsch, doch in wenigen Wochen kommt auch der erste französischsprachige Kurs zum Abschluss.

Ziel ist es, in den nächsten zwei Jahren noch weitere Kurse anzubieten und möglichst viele Mitarbeiter in dieser Methode als Validationsanwender zu schulen. Bis eine größere Zahl an Mitarbeitern das Zertifikat erhalten, wird es natürlich noch eine gewisse Zeit dauern. Daher spielen die jetzigen Absolventen eine wichtige Rolle als Ansprechpartner für Kollegen, Auszubildende und Vorgesetzte, wie der Umgang mit den betroffenen Bewohnern und die Arbeit mit den Angehörigen verbessert werden kann.


Autorin: Andrea Kuhfuss

Quelle: www.servior.lu/de/validation-bei-demenz-der-mensch-steht-im-mittelpunkt



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